Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 29. Juni 2024

Nach rund 40 Jahren Videospielgeschichte gibt es inzwischen einen großen Trend zum Retro Gaming. Sind wir inzwischen alle Nostalgiker geworden oder warum hängen wir gerade heute so an den guten alten Pixel-Spielen?

Was ist Retro Gaming?

Retro Gaming bezeichnet den Trend, alte Spiele – meist auf den dazugehörigen alten Konsolen – zu spielen. Von Nintendo zählen das Nintendo Entertainment System (NES) und das Super Nintendo Entertainment System (SNES) mit ihren kantig-pixeligen 8- bzw. 16-Bit-Grafiken zu den Retro-Konsolen. Daneben sind auch die Handhelds wie Game Boy, Game Boy Color und Game Boy Advance als Retro-Handhelds einzustufen.

Ob auch der Nintendo 64 (N64) inzwischen „Retro“ ist, darüber gibt es geteilte Meinungen. Einerseits markiert er den Umbruch hin zur bis heute aktuellen 3D-Spielegeneration, andererseits sind die meisten N64-Spiele inzwischen über 20 Jahre alt und lösen mit ihrer damals revolutionären, heute aber höchst simplen 3D-Grafik beim Spielen große Nostalgie in uns aus.

Und genau das ist das Entscheidende: Retro ist für jeden von uns das, was Erinnerungen an „gute alte Videospielezeiten“ hervorruft. Diese besonderen Erinnerungen sind das, was das Retro-Gaming für uns heute ausmacht. Auch eine Studie hat jüngst nachgewiesen, wie stark das Gehirn von Erwachsenen, die in ihrer Kindheit Pokemon gespielt haben, bis heute darauf reagiert, wenn ihm Pokemon-Bilder begegnen. Nutzen wir also diese Verknüpfungen im Gehirn und genießen das Retro Gaming!

Retro Gaming ist unsere Kindheit

Die meisten von uns sind mit NES, SNES oder N64 aufgewachsen. Kein Spiel, egal wie simpel, hat auf uns mehr Faszination ausgeübt als in unserer Kindheit. Es fühlte sich magisch an, in Zelda: A Link To the Past zwischen den unterschiedlichen Welten hin- und herzureisen. Einfachste Rätsel waren geheimnisvoll: Wir hatten noch keine Walkthrough-Videos und waren deshalb wahnsinnig stolz, den Geheimweg zur Sternenwelt in Super Mario World selbst gefunden zu haben. Und schließlich fühlte sich das Herumlaufen im Schloss und Park von Super Mario 64 wie grenzenlose Freiheit an – vorausgesetzt, wir hatten genügend Sterne, um die nächste Tür zu öffnen.

Wir waren Pioniere mit viel Zeit und wenig Geld

Die Videospielewelt wirkte nicht nur viel magischer als heute, wir hatten zudem viel mehr Zeit, uns in die Spiele hineinzuvertiefen – wenn wir denn Eltern hatten, die tolerant genug waren. Videospiele waren in den 90ern größtenteils verpönt. Vor dem Fernseher zu sitzen war ungesund und dass Konsolenspiele irgendetwas Positives zur kindlichen Entwicklung beitragen könnten, war weniger ein Thema als wie sie Schaden könnten.

Die wenigen von uns, die aktiv gespielt haben und sogar eine eigene Konsole besaßen, waren Pioniere. Wir eroberten uns die faszinierenden Spielwelten, wir gingen auf Missionierung im Freundeskreis und wir tauschten die wenigen Spiele, die wir hatten, untereinander. Spiele kosteten damals deutlich über 100 DM, also gab es meist nur am Geburtstag oder an Weihnachten die Gelegenheit, ein neues Spiel zu erhalten.

Retro Games bei Nintendo

Heute können wir für wenige Euro die Spiele, für die unser Taschengeld damals nicht ausreichte, auf aktuellen Konsolen spielen. Für Wii, Wii-U und 3DS richtete Nintendo die Virtual Console ein. Darüber konnten hunderte Titel alter Konsolen für wenige Euro erworben werden. Leider wurde der Wii-Shop und damit die Virtual Console für die Wii bereits 2019 geschlossen, die verbliebenen Shops von Wii-U und 3DS wurden im März 2023 geschlossen.

Aktuell sind Retro-Games nur noch über eine Nintendo-Online-Mitgliedschaft verfügbar. Das Angebot ist im Vergleich zur Virtual Console jedoch deutlich eingeschränkter und die Spiele können nicht mehr erworben werden, sondern sind nur verfügbar, solange auch die Online-Mitgliedschaft besteht.

Daneben begegnete Nintendo dem Retro-Trend aber auch mit besonderer Hardware: 2016 und 2017 wurden Mini-Versionen von NES und SNES mit vorinstallierten Spielen verkauft, die schon zum Erscheinen direkt ausverkauft waren. Selbst Nintendo schien hier von der Nachfrage vollkommen überrascht und benötigte Monate, um weitere Konsolen nachzuproduzieren.

Remakes gibt es schon seit den 90ern

Während die Mini-Konsolen ein Experiment waren, das dazu führte, dass inzwischen auch andere Firmen wie Sony mit der Playstation Mini nachziehen, sind Spiele-Remakes und Neuauflagen bei Nintendo im Grunde aber ein alter Hut. So ist das Remake von Zelda: Links Awakening, das im September 2019 erschien, keineswegs die erste Neuauflage des Titels. Schon 1998 brachte Nintendo eine farbige Version des ursprünglichen Schwarz-Weiß-Spiels heraus.

Schon beim SNES scheute Nintendo sich nicht, die ersten auf dem NES erschienenen Mario-Spiele 1993 mit dem Super Mario Allstars-Bundle neu aufzulegen. Auflagen und Remakes sind bei Nintendo also keineswegs ein Zeichen für mangelnde Kreativität und neue Ideen, sondern waren von Anfang ein Mittel für Zweitverwertungen.

Indie-Entwickler bereichern den Retro-Trend

Bei der Switch hat Nintendo auf einen Virtual Console Shop verzichtet. Anders als bei 3DS, Wii und Wii U sind damit momentan nur sehr begrenzt Nintendo-Klassiker für die aktuellste Konsole verfügbar.

Dafür aber entstehen ganz neue Games mit dem Charme alter Retro-Games: Der E-Shop verringert die Hürde für eine neue, unabhängige Entwicklergeneration. Diese sind mit den Nintendo-Spielen der 90er groß geworden und entwickeln nun Titel, die sich an ihren Lieblingsspielen aus der Kindheit orientieren. Shalnor Legends beispielsweise ist eine Hommage an Zelda und – wenn auch natürlich nicht komplett gleich – doch für jeden Zelda-Fan ein schöner Zeitvertreib. Die an Harvest Moon angelehnte Farmsimulation Stardew Valley war sogar so beliebt, dass sie 2018 und auch in der ersten Hälfte von 2019 ganz oben in den Nintendo-E-Shop-Charts auftauchte.

Schließlich gibt es mit Yooka Laylee noch ein an Banjo Kazooie angelehntes Spiel im modernen Look, dem die Entwickler mit einem Update ein Retro-Downgrade spendiert haben: Yooka Laylee lässt sich damit auch in einem niedrig auflösenden Grafikmodus spielen, der an die Original-N64-Grafik von Banjo Kazooie erinnert.

Fazit

Retro Gaming ist im Trend: Auch ohne die passende Konsole können wir alte Titel spielen, mit denen ganz besondere Erinnerungen verbunden sind. Wir können aber nicht nur die alten Titel immer wieder spielen, die 2D-Pixelgrafik wird weiterhin auch für neue Titel eingesetzt, denn Indie-Entwickler schaffen neue Pixelwelten, die an alte Spielpzinzipien von NES-, SNES- und sogar N64-Klassikern angelehnt sind. Und sollten wir dann doch einmal genug vom Retro-Stil haben, gibt es mit aktuellen Zelda- und Mario-Titeln Spiele, an die wir uns vielleicht in 20 Jahren ebenfalls gerne nostalgisch zurückerinnern werden.

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